Dr. Google – Gesundheit im Internet

Die Qualität von Gesundheitsinformationen im Internet…

ist Gegenstand von kritischer Betrachtung durch Ärzte, Organisationen und Patienten. Grundsätzlich gilt dabei, dass jeder die Informationen überprüfen sollte.

Wichtige Hinweise dazu finden Sie unter dem folgenden Link auf der Seite Patienten-Information.de der Bundesärztekammer und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung:

Checkliste zur Qualität von Gesundheitsinformationen


Risiken und Nebenwirkungen

Im Hamburger Ärzteblatt 06/2017 wurde der folgende sehr interessante Artikel von Prof. Dr. Christian Arning (Schriftleiter des Hamburger Ärzteblatts) veröffentlicht.

Ein bisher gesunder Mann leidet seit einigen Wochen unter Schwindelattacken.

Er will die Ursache des Schwindels wissen und gibt die Beschwerden bei Google ein. Dort findet er gleich als erstes „Alarm vom Gehirn“ und unter möglichen Ursachen „Tumor am Gleichgewichtsnerv“ und „Schlaganfall“. In größter Sorge sucht er den Neurologen auf, der ihm aber schon nach Anamneseerhebung und körperlicher Untersuchung versichert, dass eine gefährliche Ursache der Symptome nicht anzunehmen ist.

Viele Patienten nutzen das Internet für Gesundheitsinformationen:

Nach Angaben des Digitalverbands Bitkom recherchieren 67 Prozent der Bundesbürger ihre Krankheitssymptome im Internet, und eigentlich spricht nichts dagegen, dass sie die im Netz vorhandenen Informationen und Daten zur Ergänzung des ärztlichen Sachverstands verwenden. Medizinisches Fachwissen, von Ärzten mühsam erlernt und vielleicht schon wieder vergessen, oder neue Daten, die Medizinern vielleicht noch gar nicht bekannt sind, stehen im Netz umfangreich zur Verfügung.

Dr. Google könnte hilfreich sein, wenn die verfügbaren Informationen fachlich hochwertig und frei von Interessenkonflikten, verständlich und vollständig wären, und: wenn der Suchende sie auch fände. Menschen, die nichts wegwerfen, kennen das Problem: Das Gesuchte ist vorhanden, aber nicht auffindbar. Das Internet sammelt auch alles, wirklich alles.

Wie finden Patienten die richtige Gesundheitsinformation?

Es gibt ja im Netz spezielle Gesundheitsseiten. Eine große Krankenversicherung hat die Qualität von 100 Webseiten mit Gesundheitsinformationen geprüft: Die Ergebnisse waren enttäuschend; die Qualität der untersuchten Informationen wurde durchschnittlich mit der Note „ausreichend“ bewertet — viele Seiten waren mangelhaft und keine konnte die Bestnote erreichen (www.central.de/presse/praxis-dr-internet).

Und von Patienten, die sich am Google-Ranking orientieren, sind besonders hochwertige Gesundheitsseiten, etwa von Bundesärztekammer und Kassenärztlicher Bundesvereinigung oder vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), nicht aufzufinden, denn sie sind selten weit oben gelistet. Vielmehr leitet Dr. Google seine Patienten gern zu Gesundheitsforen, deren Inhalte fachlich nicht geprüft sind, oder zu unqualifizierten Blogeinträgen — mit Risiken und Nebenwirkungen nicht nur für Hypochonder. Selbst wenn Fachseiten mit geprüften Gesundheitsinfor- mationen bekannter wären, sind sie oft keine Hilfe, denn sie sind unvollständig.

Hochwertige Gesundheitsseiten haben beispielsweise keine Seiten über Schwindel. Und auch vollständige Seiten erlauben die Diagnose nicht, denn Dr. Google kennt weder psychogene Einflüsse noch Selbstbeobachtung und Besorgnis. Fachwissen ist zwar notwendig, aber nicht hinreichend für eine medizinische Diagnose, deshalb kann die diagnostische und therapeutische Strategie nicht wie beim Schachspiel durch Elektronik ersetzt werden. Hinzu kommt, dass Kollege Google Patienten auch nicht körperlich untersucht — Ärzte können das noch, tun das auch und finden wichtige Bausteine für die Diagnose.

Warum sollten Patienten trotzdem das Internet befragen?

Bei Nutzung hochwertiger Gesundheitsseiten können sie sich qualifiziert über Krankheitssymptome und mögliche Ursachen informieren, diese Informationen in das ärztliche Gespräch gezielt einbringen und ärztliche Erklärungen so besser verstehen. Diagnose und Therapieentscheidung bleiben allerdings ärztliche Aufgaben. Vielleicht können wir, Ärztinnen und Ärzte, unseren Patienten helfen, die richtigen Gesundheitsseite zu finden, damit die genannten Risiken der Dr.-Google-Beratung minimiert werden.

Bei Fragen zu diesem Thema wenden Sie sich gerne an den Urheber oder Ihren Hausarzt!